Der Verwaltungsrat ist das höchste Gremium der Pestalozzi-Stiftung Hamburg. Seine Mitglieder besuchen in unregelmäßigen Abständen die Einrichtungen, um sich vor Ort ein Bild der Arbeit zu machen. Dieses Mal war er in einer kleineren Zusammensetzung im Bezirk Hamburg-Nord unterwegs.
Los ging’s in unserem Jugendhilfewohnstützpunkt Mole in der City Nord
Seit 9 Jahren werden hier Jugendliche und Jungerwachsene ‘ambulant’ betreut: 16 junge Menschen zwischen 16 und 20 Jahren leben in einem mehrstöckigen Wohnhaus auf einem Stockwerk in 1-Zimmer-Apartements, mit einem kleinen Bad und einer Küchenzeile. Im Gegensatz zu einem station
ären Angebot der Jugendhilfe sind die fünf pädagogischen Fachkräfte als Bezugsbetreuer für die Bewohner/innen zu den Tageszeiten da; hierfür werden mit den Jugendlichen und jungen Erwachsenen Termine vereinbart. Nachts und an den Wochenenden sorgen sogenannte “Nacht-Nachbarn” ohne pädagogischen Auftrag für die Einhaltung der Hausregeln und sind Ansprechpartner in Notfällen. Weil die Jugendlichen ein hohes Maß an Eigenständigkeit mitbringen, gibt es sehr selten Lärm oder gar Ärger.
Mole ist in der Regel gut ausgelastet: viele junge Menschen können aus verschiedenen Gründen nicht mehr bei ihren Familien leben. Sie stammen aus sehr unterschiedlichen Milieus und haben ganz verschiedene Bildungshintergründe. Einige von ihnen kamen als minderjährige unbegleitete Flüchtlinge nach Hamburg.
Ein Schwerpunkt der Arbeit ist, die jungen Erwachsenen dabei zu unterstützen, einen Schulabschluss zu erlangen bzw. die berufliche Orientierung und den Einstieg in eine Berufsausbildung zu begleiten. Weitere Ziele der Betreuung sind, dass die Jugendlichen lernen, an wen sie sich wenden können, wenn sie Unterstützung benötigen und dass sie lernen, das deutsche Hilfesystem zu verstehen und eine gewisse Selbständigkeit erlangen. Mit dem 21. Geburtstag ziehen sie in eigenen Wohnraum – selten auch zurück in ihre Herkunftsfamilien. So gut wie immer können die Mole-Mitarbeiter/innen dabei helfen, dass eine Wohnung oder ein Zimmer gefunden werden.
Die Mitglieder des Verwaltungsrates erlebten ein stabiles und eingespieltes Team. Es berichtete, das zu ihrer Arbeit viel Eigenverantwortung und die grundsätzliche Bereitschaft gehört, den eigenen Arbeitseinsatz an die Tagesstruktur der Klient/innen anzupassen.
Weiter nach Langenhorn
Weiter ging es zu unserem ‘Büro für soziale Arbeit und Beratung’ in der Langenhorner Chaussee, seit 2008 einer unserer größeren Standorte der ‘ambulanten’ Familien- und Jugendhilfe und seit Jahren auch das ‘Zuhause’ unseres Projekts Palstek.
Im Team arbeiten 6 Personen, die zum Teil schon sehr lange für die Stiftung tätig sind – bis zu 34 Jahre! Sie betreuen durchschnittlich 5-6 Klienten bzw. Familien und gaben einen tiefen Einblick in ihr breites Arbeitsfeld.
Die Mitarbeiterinnen zeigten die Bedeutung der Hilfeplangespräche auf, die alle drei bis sechs Monate im Jugendamt stattfinden und an denen alle an der Hilfe beteiligen Personen teilnehmen, also die Eltern und je nach Alter das Kind, die zuständige Fachkraft vom Jugendamt und die entsprechende Kollegin der Pestalozzi-Stiftung. Gemeinsam wird erarbeitet, was das Ziel der Zusammenarbeit des kommenden Zeitraums sein soll und wie dieses Ziel erreicht werden kann.
Gerade im häuslichen Umfeld müssen sie mit dem Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung sehr umsichtig vorgehen. In besonders schwierigen Fällen, wenn das Kindeswohl gefährdet ist, hält die Stiftung einen Pool an Kindesschutzfachkräften vor, die teamübergreifend zur Rate gezogen werden können, und der Kindesschutzkoordinator für den Bezirk wird in jedem Fall herangezogen.
Natürlich gehören auch ganz ‘lebenspraktische’ Dinge zur Betreuung. Die Familien werden z.B. bei Anträgen für die Hilfen zum Lebensunterhalt unterstützt. Dazu gehört, den Familien beispielsweise das Antragswesen zu erklären oder gegebenenfalls an die wirtschaftliche Beratung, die öffentliche Rechtsauskunft, oder eine andere passende Stelle anzubinden. Der Fokus der Familienhilfe liegt auf den Kindern und auf der Interaktion von Eltern und Kind. Ziel dieser Hilfe ist es, die Familienhilfe überflüssig zu machen. Darum soll mit der Familie erarbeitet werden, was diese benötigt, um es nach einer Zeit der Unterstützung wieder selbständig zu schaffen.
Neu war den Besuchern die Arbeit als ‘Erziehungsbeistandschaft’. Hier werden die Mitarbeitenden – teilweise über viele Jahre – Ansprechpartner für Jugendliche, der Schwerpunkt der Betreuung liegt mehr auf ihnen und weniger auf der Familie. Tatsächlich werden die Pädagogen oft wichtigster Erwachsener im Leben der Jugendlichen. Sie üben mit ihnen gutes Verhalten und gute Kommunikation; auch die Umfeldarbeit insbesondere gegenüber Schule und Lehrern gehört zu ihrem Auftrag.
Stadteinwärts ‘aufs’ Baumhaus
Zum Abschluss ging es stadteinwärts in die Kita Baumhaus in Eppendorf auf dem Gelände der Stiftung Anscharhöhe. Die Kita hat ein evangelisches Profil, alle zwei Wochen kommt Pastor Hoerschelmann aus der St. Johannis-Kirche und führt die Kinder sanft an die Religion heran. Mit der Stiftung Anscharhöhe gibt es ein wöchentliches gemeinsames Singen und ebenfalls einen wöchentlichen Vorlesetermin.
Im “Baumhaus” werden ungefähr 150 Kinder in 10 Gruppen und 2 Häusern von 35 Mitarbeitenden betreut. Alle freuen sich, dass im Elementarbereich 50% männliche Pädagogen arbeiten. Im Krippenbereich wird der Personalschlüssel bis 2021 nach und nach verbessert: wir freuen uns über neue Kolleginnen und Kollegen (bewerbt Euch gerne auf pestalozzi-kita.de/bewerbungsformular!).
Seit der Gründung ist die Kita stark erweitert worden: Der Neubau des ‘Grünen Hauses’ (Krippe) wurde seinerzeit mit Bundesmitteln gefördert, nach und nach wurden im gegenüber liegenden Altbau, dem ‘Roten Haus’, weitere Stockwerke “erschlossen”. Die Kita ist gut ausgelastet, es gibt eine Warteliste. Praktisch für viele Eltern: die Kita öffnet bei Bedarf schon um 5:45 Uhr.
Das Team berichtet weiter, dass ihre Einrichtung eine integrative Kita ist und Kinder mit Behinderungen aufnehmen kann. Beide Häuser sind mit Fahrstühlen ausgestattet. Zur Zeit werden insgesamt acht Kinder mit unterschiedlichem Förderbedarf betreut.