Die Corona-Pandemie stellt eine enorme Belastung für alle Menschen dar, der sich kaum jemand entziehen kann. Sowohl gesunde als auch schon vorher erkrankte Menschen mit Assistenzbedarf erleben in verschiedenen Bereichen eine umfassende Belastungssituation. Finanzielle Einbußen, familiärer Stress, fehlende soziale Kontakte, Angst vor der eigenen Erkrankung und Verluste von geliebten Menschen gehen nicht spurlos an uns vorbei. Folgen sind depressive Stimmungen, Ängste, Isolation und psychosomatische Symptome. Viele fühlen sich von der Pandemie bedroht und stehen dieser machtlos gegenüber, da sie sie nicht greifen und somit nicht dagegen wehren können. Häufige Folge ist eine immer schwerer werdende Teilhabe in vielen Lebensbereichen oder Aktivitäten.
Dies wird in der aktuellen Presse vielerorts schon diskutiert oder es wurde bei anderen Pandemien bestätigt, dass diese direkt oder indirekt Auswirkungen auf die psychische Gesundheit der Bevölkerung haben. Die wirklichen und langfristigen Folgen sind derzeit gar nicht einzuschätzen, werden aber von Fachleuten vielerorts thematisiert. Alle Folgen werden auch nicht sofort nach dem Ende der Pandemie sichtbar sein, sondern zeigen sich erst im Laufe der Zeit. Daher ist es notwendig mit nachhaltigen Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen langfristig dagegen zu wirken und wieder für mehr Teilhabe und Aktivität des Einzelnen zu sorgen.
Für die Teilhabe am Leben und der Gemeinschaft benötigen wir alle soziale Kompetenzen. Das Gruppentraining Sozialer Kompetenzen (GSK) nach Rüdiger Hinsch und Ulrich Pfingsten, ist ein Interventionsprogramm, das auf der Basis moderner kognitiv-verhaltenstherapeutischer Ansätze basiert. Es wurde Anfang der 80er Jahre entwickelt und findet seitdem zunehmende Verbreitung. Es ist ein klar strukturiertes, relativ leicht erlernbares Standardprogramm, welches an sehr verschiedene Aufgabenstellungen, Klient*innengruppen und Settings angepasst werden kann.
,Kognitive, emotionale und motorische Verhaltensweisen sind beim GSK die Grundlage für positive und negative Erlebnisse in sozialen Kontexten. Diese gilt es im Training zu erkennen und zu verbessern. GSK findet in festen Gruppen mit max. 8-10 Teilnehmern und immer mit zwei Trainern statt. Nach Hinsch und Pfingsten sind zwei Trainer zwingend erforderlich. Viele Teilnehmer brauchen beim Bearbeiten der Arbeitsblätter individuelle Hilfe, im Videotraining ist jeweils ein Trainer für die Technik verantwortlich, etc. Es hat sich gezeigt, dass es in der Gruppe, gerade wenn diese im Kontext von psychischen Störungen angeboten wird, zu Konflikten und Krisen kommen kann. Hier kann einer der Trainer intervenieren, während das Training mit dem Anderen weiterläuft. Zentrales Element des Trainings sind Rollenspiele mit Videofeedback. Im Videotraining mit Feedback können die Teilnehmer eigene Kommunikationsmuster (verbal und nonverbal) erkennen und an diesen arbeiten. Ziel ist es wieder an soziale Beziehungen anzuknüpfen, diese aktiv zu gestalten und in diesen Beziehungen seine eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu äußern und so wieder mehr Selbstsicherheit im sozialen Kontext zu erlangen. Wichtig ist dabei auch seine eigenen Rechte durchzusetzen zu können, z.B. auch mal Nein zu sagen.
Das GSK nach Hingst und Pfingsten ist ein wissenschaftlich fundiertes Training, welches seit Jahrzehnten erfolgreich eingesetzt wird. Es kann, mit entsprechenden Anpassungen, auch Menschen mit kognitiven Einschränkungen helfen, ihre Kommunikation und ihre soziale Kompetenz zu verbessern.
Die Pestalozzi-Stiftung Hamburg möchte das GSK flächendeckend an acht Standorten in Hamburg anbieten, um weite Wege für die Teilnehmer zu minimieren. Weite Wege erschweren oft den Zugang zu einem Angebot, gerade wenn es einem nicht so gut geht. Alle Standorte öffnen das Angebot sowohl für ihre eigenen Klient*innen als auch für die Nachbarschaft bzw. den Sozialraum. Ziel ist es, viele betroffene Menschen zu erreichen und sie zu unterstützen, gemeinsam die Folgen der Pandemie zu bewältigen. Dies entspricht auch dem inklusiven Gedanken des neuen Bundesteilhabegesetzes. Mehrere Standorte sind barrierefrei bzw. –arm ausgestattet. Standortplanung: Langenhorn, Ohlstedt, Berne, Rahlstedt, Tonndorf, Eimsbüttel, Hafencity, Bahrenfeld.
Hervorzuheben ist die Nachhaltigkeit des Angebotes, mit dem auch auf erst später sichtbare Folgen der Pandemie reagiert werden kann. Ebenfalls tragen stärkere soziale Kompetenzen nicht nur zur Rehabilitation sondern auch zur Prävention bei. Dies kann bei erneuten belasteten Lebenslagen äußerst hilfreich und schützend sein.
Für die Umsetzung des Projektes ist es grundlegend, das vorhandene Personal als GSK Trainer fortzubilden. Es muss kein neues Personal eingestellt werden. Eine gute und verlässliche Ausstattung mit den technischen Hilfsmitteln ist ebenso wichtig. Jeder weiß, dass es sehr störend ist, wenn Aufnahmen qualitativ schlecht in Bild oder Ton sind. Das kann den Erfolg des Trainings negativ beeinflussen.